Antisemitismus

Antisemitismus ist ein Terminus für Judenfeindlichkeit und Judenhass in vielfältigen und sich immer wieder verändernden Erscheinungsformen in verschiedenen Regionen und Epochen. Die Denkweise, die in der Existenz der Juden die Ursachen aller Probleme sieht, ist ein tief verankertes rassistisches, religiöses und ökonomisches Feindbild, das in jeder Epoche aktualisiert und funktionalisiert werden kann. Dieses negative Bild, das seit der Antike über Juden geprägt wurde, benutzt die Darstellung von entmenschlichten und dämonisierenden Stereotypen und die Unterstellung negativer Charakterzüge gegen Juden als Kollektiv. Es dient zur Anschuldigung von Verschwörungsmythen oder zur Holocaust-Leugnung, zeigt sich als religiöser Antijudaismus oder israelbezogener Antisemitismus, ruft zur Schädigung oder Tötung von Juden durch Nationalisten oder religiöse Ideologen auf oder gibt vor, sich gegen eine jüdische Macht wehren zu müssen, die die Kontrolle über Regierungen, Wirtschaft oder Medien hat. Als Grundlage zur frühzeitigen Erkennung und besseren Bekämpfung von Antisemitismus hat sich die Bundesregierung im Herbst 2017 einer internationalen Definition angeschlossen. Die Definition orientiert sich an der Vorlage der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), der 31 Mitgliedsstaaten angehören:

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen.“

Diese nicht rechtsverbindliche Definition soll Bildung, Justiz und Polizei dabei unterstützen Antisemitismus zu erkennen und die Erfassung antisemitischer Vorfälle und Straftaten zu ermöglichen.

Antisemitismusbeauftragter der IRG Baden

Der Antisemitismusbeauftragte ist - in Abstimmung mit dem Vorstand der IRG Baden - Ansprechpartner und Koordinator der IRG Baden zur Thematik Antisemitismus für Betroffene und auf dem Gebiet der Bekämpfung des Antisemitismus und der Menschenfeindlichkeit tätige Personen und Institutionen. Der Oberrat wählte in seiner Sitzung am 15.03.2020 den Oberratsdelegierten Ruslan Manashirov (JG Emmendingen) zum ersten Antisemitismusbeauftragten der IRG Baden.

 

Ruslan Manashirov wurde in Baku, Aserbaidschan geboren. Der Diplomingenieur für Chemie und Verfahrenstechnik ist Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Emmendingen und Delegierter zum Oberrat der IRG Baden. Er vertritt die Jüdische Gemeinde Emmendingen seit 2014 im „Interreligiösen Arbeitskreis Offenburg“ und seit 2018 als Mitglied des Integrationsbeirates der Stadt Offenburg.

Kontakt

IRG Baden
Antisemitismusreferat
Knielinger Allee 11
76133 Karlsruhe

T +49 721 97250-0
info@irg-baden.de
www.irg-baden.de

Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung

Baden-Württemberg hat also erstes Bundesland am 7. März 2018 im Landtag die Einsetzung einer oder eines Beauftragten gegen Antisemitismus beschlossen (Beschlussantrag 16/3622 „Antisemitismus entschlossen bekämpfen“).

Zum ersten Beauftragten gegen Antisemitismus wurde von der Landesregierung Dr. Michael Blume ernannt. Er ist Ansprechpartner für die Belange jüdischer Gruppen, aber auch für den Landtag, für Kommunen, Kirchen- und Moscheegemeinden, sowie Bildungseinrichtungen. Dr. Michael Blume ist ein erfahrener und hochgeschätzter Experte für Religionsfragen. Ein Teil seiner Aufgabe ist, die Gesellschaft für aktuelle und historische Formen des Antisemitismus zu sensibilisieren. Die Geschäftsstelle des Antisemitismusbeauftragten ist im Staatsministerium angesiedelt. Der Beauftragte für Antisemitismus berichtet dem Ministerpräsidenten direkt und stellte 2019 einen Bericht zum Antisemitismus in Baden-Württemberg vor. Über seine Arbeit berichtet er dem Landtag alle vier Jahre: Erster Bericht des Antisemitismusbeauftragten der Landesregierung

Anlage: Antisemitismus in Baden-Württemberg - Leipzig-Studien zu Autoritarismus und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland 2002-2018 (PDF)

Meldung antisemitischer Vorfälle

Antisemitische Angriffe, Bedrohungen und Beleidigungen können Sie bei der Meldestelle #Antisemitismus melden. Die Meldestelle #Antisemitismus dokumentiert antisemitische Vorfälle im Land Baden-Württemberg, stellt präventive Angebote zur Verfügung und vermittelt Beratung.

Antisemitismus melden unter: Meldestelle #Antisemitismus

Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung

OFEK e.V. ist eine Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung mit Sitz in Berlin und bundesweiter Ausrichtung. Seit 2017 bietet OFEK Beratung und Begleitung im Zuge  antisemitischer Übergriffe und Vorfälle in den Sprachen Deutsch, Englisch, Hebräisch und Russisch an. Alle Beratungsanfragen werden vertraulich behandelt und sind auf Wunsch anonym. „OFEK BaWü – Community basierte-Interventionen“ ist das regional spezialisierte Beratungsprojekt von OFEK e.V. in Baden-Württemberg. Mit zwei Beratungsstandorten in Stuttgart und Freiburg bietet OFEK BaWü zielgerichtete Unterstützung bei Antisemitismus vor Ort. OFEK berät Einzelpersonen, ihre Familien und Angehörigen sowie Zeug*innen bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung in der Schule, im Studium, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im persönlichen Umfeld, im Internet oder in Behörden. Die Beratung von Jugendlichen, Familien und Studierenden im Zuge von Vorfällen in der Schule oder im Studium stellt einen wichtigen Schwerpunkt unserer Arbeit dar. Darüber hinaus bieten wir auch Institutionen wie Gemeinden, Schulen oder Vereinen fachliche Beratung nach Vorfällen an.  

Kontakt OFEK e.V. Baden-Württemberg: https://ofek-beratung.de/bawue

Gemeinsame Online-Resolution gegen BDS-Bewegung und gegen Antisemitismus

Die CDU-Landtagsfraktion BW hat gemeinsam mit den Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg eine Online-Resolution gegen die BDS-Bewegung und gegen Antisemitismus initiiert. Mit der Resolution bekennen sich die Erstunterzeichner klar gegen jede Form des Antisemitismus und für das Existenzrechtes des Staates Israel.
Die BDS-Bewegung ist eine international agierende, antizionistische und antisemitische Gruppierung von Menschen, die offiziell das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellt, vorgeblich, um die Palästinenser zu unterstützen. Tatsächlich agieren sie auf vielen gesellschaftlichen Ebenen israelfeindlich und schüren damit Antisemitismus. Bereits seit einiger Zeit beobachten die CDU-Landtagsfraktion sowie die Unterzeichner der Resolution die der BDS-Bewegung zuzuordnenden Tendenzen auch in Baden-Württemberg mit großer Sorge.

Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich der Resolution anzuschließen und damit ein klares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen!

Weitere Informationen zur Online-Resolution: www.bds-resolution.de

Weiterführende Links

„Antisemiten bedrohen uns alle“

Antisemitismusforschung:
Fritz Bauer Institut: Geschichte und Wirkung des Holocaust
Antisemitismus-Dossier der Bundeszentrale für Politische Bildung
Simon Wiesenthal Center
Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin

Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus und Holocaust-Leugnung
Amadeu Antonio Stiftung
Team meX: Internetportal gegen Rechtsextremismus in Baden-Württemberg und Deutschland
Friedrich-Ebert-Stiftung - Gegen Rechtsextremismus

(Bildnachweis großes Bild oben: Svitlyk/Shutterstock)