Glanzlichter

 

Paul Sobol

Israelitische Gemeinde Freiburg K.d.ö.R.
2. Februar 2020

GEDENKVERANSTALTUNG ZUM 75. TAG DER BEFREIUNG VON AUSCHWITZ
"Zeitzeugengespräch mit Paul Sobol"

Die Gedenkveranstaltung zum 75. Tag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau durch die Sowjetischen Soldaten eröffnete Vorsitzende Irina Katz mit den Worten: “Seitdem sind nunmehr 75 Jahre vergangen, Judenhass und Antisemitismus leben trotzdem in zunehmendem Maße in unseren Gesellschaften weiter. Deshalb sind Gedenktage und Gedenkveranstaltungen von großer und nicht zu überschätzender Bedeutung. In diesem Gedanken haben wir Sie heute zu uns in das Jüdische Gemeindezentrum eingeladen, um miteinander über die damaligen Geschehnisse ins Gespräch zu kommen“. Nach kurzen Beiträgen von Stadtrat Simon Sumbert und Pfarrerin Hübner trug Kantor Moshe Hayoun zum Gedenken an die millionenfachen jüdischen Opfer das „El Male Rachamim“ vor, bevor Paul Sobol über die Geschehnisse zu berichten begann: „Von den SS-Wachmannschaften wurden wir nur als Stücke bezeichnet. Ich war das Stück mit der Nummer B 3635, eintätowiert auf meinem linken Unterarm.“ Paul Sobol, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, war auf Einladung des Vorstands der Israelitischen Gemeinde Freiburg am Sonntag, den 2. Februar 2020 von Brüssel nach Freiburg angereist, um über seine Erlebnisse im Dritten Reich und speziell von seiner Inhaftierung in Auschwitz zu berichten. Vor rund 200 Besuchern, die in das jüdische Gemeindezentrum gekommen waren, informierte der 94-Jährige zunächst über einige Stationen seines Lebensweges. Geboren wurde er 1926 in Paris, da seine polnisch-jüdischen Eltern zuvor von Warschau nach Frankreich gezogen waren. Zwei  Jahre später siedelte die Familie nach Brüssel um und ließ sich während des deutschen Einfalls in Belgien 1940 einbürgern. 1944 denunziert, wurden Paul Sobol, seine Eltern und Geschwister von der Gestapo verhaftet und mit dem letzten Konvoi von Belgien nach Auschwitz deportiert. Es begann für Paul Sobol eine Leidenszeit mit unbeschreiblichen körperlichen und seelischen Misshandlungen. „Wir waren Untermenschen, beraubt unserer Würde und unserer Menschenrechte“. Die detaillierten Schilderungen über die täglichen Schikanen, Schläge und entwürdigenden Behandlungen im Lager, denen die Häftlinge ausgeliefert waren, hinterließen bei den Zuhörern tiefe Betroffenheit. Heute sieht Paul Sobol seine vornehmliche Aufgabe darin, als Buchautor und als Zeitzeuge über das Erlebte zu berichten und mit seinem Engagement dafür zu sorgen, dass die Schrecken der Nazi-Zeit nicht in Vergessenheit geraten. Mit großem Applaus vom Publikum bedacht dankte die Vorstandsvorsitzende Irina Katz Paul Sobol sehr herzlich für sein Kommen. Seine Teilnahme an der Gedenkveranstaltung zum 75. Tag der Befreiung des Lagers Auschwitz-Birkenau in der Freiburger Synagoge sei ein besonders wichtiger Akzent für eine authentische Erinnerungs- und Gedenkarbeit in der gegenwärtigen Zeit, betonte Katz. Christoph Heubner, Vizepräsident des Auschwitz-Komitees, würdigte ebenfalls die engagierte und nicht nachlassende Informationsarbeit von Paul Sobol und anderen Zeitzeugen. Gerade die Authentizität der Erzählungen findet Zugang zu den jungen Menschen, die in besonderer und überzeugender Weise über die vergangenen Verbrechen der Nazis in Kenntnis gesetzt werden müssen. Auschwitz ist das Synonym für den Holocaust und die Ermordung von sechs Millionen Juden schlechthin. Ein unverfälschtes Wissen über die Geschehnisse ist unabdingbar. Ihren Abschluss fand die Gedenkveranstaltung mit einem Klavierkonzert der beiden Pianistinnen Ada Heinke und Karina Zveigoren u.a. mit Werken von Johann Sebastian Bach, Frederic Chopin und Ludwig van Beethoven. Für ihr virtuoses, kraftvolles Spiel wurden beide Künstlerinnen mit großem Applaus verabschiedet.
(Foto/Text: Roswitha Strüber)

Anmerkung: Paul Sobol, der nach langem Schweigen erst ab 1987 von Auschwitz zu erzählen begann, verstarb am 17. November 2020 im Alter von 94 Jahren in Brüssel.  Zum Tod von Paul Sobol sel. A. erklärte Christoph Heubner: „Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich von ihrem Freund und Weggefährten Paul Sobol mit Wehmut und großer Dankbarkeit. Besonders junge Menschen waren beeindruckt von seiner leisen Freundlichkeit und seiner Bitte an sie, in der Demokratie Verantwortung zu übernehmen. Mit großer Besorgnis verfolgte er das Wiederaufleben von Antisemitismus und populistischem Hass in Europa, aber bis zum Schluss vertraute er darauf, dass seine Worte als Zeitzeuge bei den jungen Menschen nicht vergeblich waren.“

 



Asamblea Mediterránea

Jüdische Gemeinde Pforzheim K.d.ö.R.
8. Dezember 2019

KONZERT MIT ASAMBLEA MEDITERRANEA
"Die Musik der Sepharden und Aschkenazen"

Mit ihrem Programm “Die Musik der Sepharden und der Ashkenazen“ verzauberte am 8. Dezember 2019 das achtköpfige Ensemble im übervollen Gemeindesaal der Jüdische Gemeinde Pforzheim. Mit einem brillanten Dialog aus poetischen Balladen, Liebesliedern und Festgesängen zeigte die Gruppe um Gitarrist Alon Wallach (Melanie Bogisch - Blockflöte, Johannes Krampen - Geige, Hans-Christof Dressen - Kontrabass, Andreas Pastorek - Percussions, Andreas Geyer – Klarinette) den fruchtbaren Reichtum bei jüdischen, christlichen und muslimischen Begegnungen. Die mediterranen Melodien der spanischen Juden trafen auf die Musik der “Aschkenazen“, deren Sprache das Jiddisch ist. Nordafrikanische und südspanische Rhythmen vereinten sich mit griechischen und südslawischen Volksweisen - der musikalische Brückenschlag entführte die Zuhörer in eine betörende Welt voll märchenhafter Lebensfreude und sehnsuchtsvoller Wehmut. Ines Amanovic und Gabriele Anna Lesch sangen mit klaren und sehr berührenden Stimmen die teilweise im judenspanischen Dialekt Ladino komponierten Weisen. Zwischen den Liedern erzählte Alon Wallach über die Begegnungen und Spannungen der Kulturen, tauchte ein in fremde Welten und zeigte einen ganzen Reigen faszinierender jüdischer Geschichten und Vertonungen. Mit Standing Ovations verabschiedeten die über 200 Zuhörer die hochkarätigen Musiker, deren außergewöhnliches Konzert mit Unterstützung des Zentralrats der Juden stattfinden konnte.
(Foto: Privat/Text:
Treut-Amar)

 



Rafael Seligmann

Jüdische Gemeinde Pforzheim K.d.ö.R.
22. September 2019

LESUNG MIT RAFAEL SELIGMANN
"Lauf, Ludwig, lauf!"

Rafael Seligmann, geboren 1947 in Tel Aviv, ist Schriftsteller, Publizist und Zeithistoriker, war am 22. September 2019  zur Lesung seines Buches „Lauf, Ludwig, lauf!“ in der Jüdischen Gemeinde Pforzheim zu Gast. Nach mehreren Gegenwartsromanen und seiner Autobiografie „Deutschland wird dir gefallen“ hat er wieder einen großen biografischen Roman über das Schicksal jener deutschen Juden geschrieben, die lange nicht wahrhaben wollten, wohin sich die politische Lage in Deutschland entwickeln würde. Denn sie fühlten sich voll zugehörig, hatten im ersten Weltkrieg gedient, gingen mit ihren christlichen Freunden zusammen zur Schule, verbrachten gemeinsam mit ihnen ihre Freizeit, spielten zusammen in Fußballmannschaften. Es war ein in großen Teilen gutes Miteinander, obwohl Antisemitismus zum Alltag gehörte und dann erschreckend erstarkte. Davon erzählte Rafael Seligmann vor den gespannten Zuhörern im vollen Gemeindesaal der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und las über die Erfahrungen seines Vaters Ludwig, aus dessen Perspektive er die eigene Familiengeschichte, aber auch die Lebenssituationen der jüdischen Landgemeinden im süddeutschen Raum beschreibt.
(Foto/Text: Treut-Amar)