Gründung

„Alle Provinzsynagogen mit allen ihren anhängenden Ortssynagogen stehen unter einem in dem Sitz der Staatsregierung aufzustellenden jüdischen Oberrat.“

Das Großherzogtum Baden erließ unter seinem Großherzog am 13. Januar 1809 das 9. Konstitutionsedikt, das am 01. Juli 1809 in Kraft trat. Es erkannte damit als erster Staat in Deutschland die jüdische Religionsgemeinschaft auf Dauer an - der Oberrat der Israeliten Badens wurde geschaffen. In diesem Edikt stellte das Großherzogtum Baden die Juden staatbürgerlich gleich und schuf mit der Verfassung der Religionsgemeinschaft Einheitsgemeinden, die bis heute der IRG Baden untergliedert sind. Gleichzeitig erhielt die Religionsgemeinschaft den Status einer öffentlich-rechtlichen Korporation. Neben der Gleichstellung als Religionsgemeinschaft mit den christlichen Konfessionen und der Bildung von jüdischen Gemeinden regelte das Edikt die Schulpflicht, den Religionsunterricht, die Ausübung eines bürgerlichen Berufs, die Heiratserlaubnis und die Bedingungen für den Ortsrabbiner.

Verstädterung und sozialer Aufstieg bis hin in politische Ämter bildeten die Blütezeit der Entwicklung bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein. Diese wurde 1933 jäh gestoppt durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten und es begann für die 20.617 badischen Juden eine Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung. Viele Juden mussten ihre badische Heimat verlassen oder fliehen. Die Reichspogromnacht im November 1938, in der in ganz Deutschland die Synagogen zerstört und zahlreiche Juden misshandelt und verhaftet wurden, setzte den Auftakt zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Am 22. Oktober 1940 wurden die verbliebenen 5.617 badischen Juden in das Internierungslager Gurs am Fuß der französischen Pyrenäen deportiert. Die meisten von ihnen starben im anschließenden Winter 1940/41 oder wurden in die nationalsozialistischen Vernichtungslager im Osten verschleppt und dort ermordet. Erst durch den Sieg der Alliierten und durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht konnte der Massenmord gestoppt werden. Lediglich wenige der deportierten Jüdinnen und Juden aus Baden überlebten die Schoa. Die jüdischen Gemeinden in Baden waren ausgelöscht.

Nach 1945 kehrten nur etwa vierzig Menschen in ihre Heimatorte in der Region zurück. Weitere Zuwanderung erfolgte in den folgenden Jahren und es entstanden wieder wenige Gemeinden. 1953 schlossen sich der in Nordbaden gegründete Oberrat der Israeliten und die jüdische Landesgemeinde in Südbaden erneut zur Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden zusammen. Mit der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wuchs seit 1989 die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden weiter an, so dass sie heute wieder zehn Gemeinden umfasst, denen ca. 5.000 Mitglieder angehören.