Jüdische Gemeinde Emmendingen K.d.ö.R.

 

Alte Synagoge Emmendingen

Ehemalige Synagoge in Emmendingen (1823-1938)
Am Schlossplatz
Architekt: unbekannt
Foto um 1925, Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Neue Synagoge Emmendingen

Die neue Synagoge in Emmendingen (seit 1999/2003)
Gastroturm, Landvogtei 11
Architekt: unbekannt
Foto: Marina Agranovskaya

Dem Himmel ganz nah
"Ohel Schalom - Zelt des Friedens"


Unsere Gemeinde ist unser Zuhause

Die Jüdische Gemeinde Emmendingen wurde am 12. Februar 1995 wiedergegründet und umfasst derzeit ca. 350 Mitglieder, zu denen auch die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner des gleichnamigen Landkreises und der nördlich angrenzenden Ortenau gehören. Der größte Teil davon sind jüdische Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Neben den jüdischen Mitgliedern betreut die jüdische Gemeinde auch die nichtjüdischen Ehepartner und Kinder. Gründer der neuen jüdischen Gemeinde in Emmendingen war die Familie Ute und Klaus Teschemacher Sel. A. Gemeinsam hatten sie dem jüdischen Leben im Landkreis Emmendingen und der Ortenau wieder eine Heimat gegeben. Ein großer Verdienst der kleinen Gemeinde ist die warme, familiäre und von den Mitgliedern sehr geschätzte freundschaftliche Atmosphäre unter dem Motto: "Die Gemeinde ist unser Zuhause". In der Synagoge „Ohel Schalom“ – „Zelt des Friedens“ finden regelmäßige gut besuchte G´ttesdienste statt; Sonntags lädt Gemeinderabbiner Yaakov Yosef Yudkowsky zum gemeinsamen Studium (Schiurim) der Tora und anderen heiligen Schriften des Judentums ein. Die Schüler der jüdischen Gemeinde werden von einer Religionslehrerin unterrichtet. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter kümmern sich im Sozialbereich um die soziale Betreuung. Für die älteren Mitglieder, die kaum deutsch sprechen, steht ein “Arzt–Begleitdienst" zur Verfügung, der beim Arztbesuch und/oder im Krankenhaus notwendige Dolmetscher-Aufgaben für die Kranken übernimmt. In den vergangenen Jahren wurde eine umfangreiche ca. 5.000 Bände umfassende Bibliothek eingerichtet, aus der die Mitglieder kostenlos Judaica, religiöse Werke sowie Belletristik und klassische Literatur auf Deutsch, Russisch und Hebräisch ausleihen können. Monatlich treffen sich die lesebegeisterten Mitglieder des Buchclubs in der gemütlich eingerichteten Bibliothek zum lebendigen Gedankenaustausch. Das Jugendzentrum "Mischpacha" (Familie) vereint Kinder unterschiedlichen Alters, die sich regelmäßig treffen und an verschiedenen interessanten Programmen teilnehmen. Für Senioren findet wöchentlich ein Deutschkurs statt. Gemeindemitgliedern werden ein- und mehrtägige Ausflüge zu Zielen in Deutschland und anderen europäischen Ländern angeboten. Das Exkursionsprogramm präsentiert stets jüdische Themen.

Die Jüdische Gemeinde Emmendingen nimmt an den INTRE (INterreligiöser TRialog Emmendingen) Verbandsversammlungen teil. Schon seit geraumer Zeit treffen sich ca. alle zwei Monate Menschen jüdischen, muslimischen und christlichen Glaubens. Im Zentrum steht die Begegnung und der Austausch zu einem Thema aus den verschiedenen Religionen. In Offenburg ist die Gemeinde Teil des Arbeitskreises Interreligiöser Dialog Offenburg, dessen Gründung auf eine gemeinsame Friedenserklärung zurückgeht, die am 18. Dezember 2014 von zehn Offenburger Glaubensgemeinschaften unterzeichnet wurde.

In ständigem Kontakt steht die Gemeinde mit dem Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e. V. und organisiert gemeinsam mit dem Verein zahlreiche Veranstaltungen.

Geschichte:

1716 gilt als Geburtsstunde der Jüdischen Gemeinde Emmendingen, in diesem Jahr ließ die kleine Stadt auf Anordnung des Markgrafen Karl Wilhelm fünf aus dem schweizerischen Thurgau vertriebene jüdische Familien zuziehen. Ihr Asyl in Emmendingen verdankten sie dem „Schutzjuden“ und Unternehmer Josle Breisach, der ihnen Arbeit gab. Sie mussten Schutzgeld und andere Zahlungen an die Obrigkeit leisten. Später wurden die Aufnahmebedingungen verschärft und die Schutzgelder stark erhöht, um eine ungehemmte Zuwanderung von Juden zu verhindern. Bis zum 19. Jahrhundert waren zehn jüdische Großfamilien in Emmendingen ansässig, die ihren Lebendunterhalt überwiegend im Viehhandel und mit lokalem Handel verdienten. Der jüdische Bevölkerungsanteil machte gegen Ende des Jahrhunderts fast 12% der Emmendinger Bevölkerung aus. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts besaßen die Emmendinger Juden eine Synagoge in der Kirchstraße. Nach dem Bau einer neuen Synagoge in den 1820er Jahren diente die alte Synagoge als Gemeindehaus mit Kantorenwohnung und Unterrichtsräumen. Um 1840 wurde in unmittelbarer Nähe zur Synagoge eine Mikwe am Mühlbach errichtet. Bis zum Beginn der NS-Zeit bestritten die Emmendinger Juden ihren Lebensunterhalt als Viehhändler, ihnen gehörten Einzelhandelsgeschäfte und industrielle Unternehmen, wie eine Schuhfabrik oder eine Weinbrennerei. Zwischen 1925 und 1935 verließen nach antisemitischen Bedrohungen mehr als 60 Juden ihre Heimatstadt. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge am Schlossplatz zerstört, das jüdische Gemeindehaus geplündert und alles brennbare Inventar angezündet. Auch die jüdischen Friedhöfe wurden zerstört, einige Männer der jüdischen Gemeinde wurden in das KZ Dachau verschleppt, einer von ihnen wurde dort ermordet. Etwa zwei Drittel der Emmendinger Juden konnte sich ins Ausland und vor allem in die USA retten. Die verbliebenen Emmendinger Juden wurden am 22. Oktober 1940 in das französische Lager Gurs deportiert, davon überlebten nur 18 Personen die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Mindestens 68 gebürtige Emmendiger Juden wurden während der Shoa ermordet. Somit war die Jüdische Gemeinde Emmendingen ausgelöscht. Ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde, welches das Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte, kehrte nach Kriegsende nach Emmendingen zurück.

Heute ist die Jüdische Gemeinde Emmendingen ein fester Bestandteil der Stadt und der Region mit engen Beziehungen zu Kommunen und zur Gesellschaft. 1997 wurde das Jüdische Museum Emmendingen in unmittelbarer Nähe der zerstörten Synagoge eröffnet. Eine restaurierte, denkmalgeschützte Mikwe aus der Mitte des 19. Jahhunderts befindet sich im Keller des kleinen Fachwerkgebäudes. Eine Dauerausstellung im Erdgeschoss dokumentiert die Geschichte der Israelitischen Gemeinde Emmendingen von 1716 bis zur Nazidiktatur 1940. Ein Team aus Ehrenamtlichen des Jüdischen Museums Emmendingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schicksale der Jüdinnen und Juden zu recherchieren, die in Emmendingen geboren wurden und/oder nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 in Emmendingen gelebt haben. Sukzessive werden ihre Biografien in einem Online-Gedenkbuch dargestellt: Gedenkbuch für die Emmendinger Jüdinnen und Juden.

Vorstand

Olga Maryanovska, Vorsitzende
Yael Barzilay-Teschemacher, Vorstandsmitglied
Anna Kobzarev, Vorstandsmitglied
Ruslan Manashirov, Oberratsdelegierter

Rabbiner

Yaakov Yosef Yudkowski

Kontakt

Jüdische Gemeinde Emmendingen K.d.ö.R.
Kirchstraße 11
79312 Emmendingen

T   +49 7641 57 19 89
F   +49 7641 57 19 80

post@juedgemem.de
www.juedgemem.de

Ansprechpartner: Maja Kobzarev, Geschäftsleitung
Anschrift Synagoge: Landvogtei, 79312 Emmendingen
Anschrift alter Jüdischer Friedhof: Neubronnstraße, 79312 Emmendingen
Anschrift neuer Jüdischer Friedhof: Gartenstraße, 79312 Emmendingen

Bildnachweis großes Bild oben: Marina Agranovskaya

Wissens- und Sehenswertes zum jüdischen Emmendingen:

  1. Video / Gebetsimpuls der Religionsgemeinschaften Emmendingen "Wir wollen Frieden für alle"