Purim 5784

Purim - 14. Adar 5784 (24. März 2024)

In schweren Zeiten wie diesen schenkt Purim (Losfest) Funken der Hoffnung. Das Freudenfest erinnert an den großen Mut der jüdischen Königin Esther, die mit Hilfe ihres Onkels Mordechai das jüdische Volk im antiken Persien (5. Jahrh. v.d.Z.) vor der Vernichtung rettete und den Antisemiten Haman seiner Lügen und falscher Hetze überführte.
Der oberste Minister des damaligen persischen Weltreiches plante per Gesetz, an einem durch das Los (hebr. Pur) bestimmten Tag, dem 14. Adar, die gesamte jüdische Bevölkerung ermorden zu lassen und ihren Besitz zu plündern.
Königin Esther forderte die Juden zum gemeinsamen Beten und Fasten auf und handelte klug. Auf einem für ihren Ehemann König Achaschwerosch organisierten Fest gab sie ihre jüdische Identität preis und überführte Haman. Sie bat um Erlaubnis zum Widerstand ihres bedrohten Volkes, der angeordnete Genozid wurde verhindert.

Im Gedenken daran feiern wir das Purimfest mit Freude, bunten Verkleidungen und Umzügen. Bei der Lesung der Megillat Esther (Buch Esther) erschallt Lärm aus den Synagogen. Jede Erwähnung des bösen Haman wird mit Ratschen, Rasseln, Trillerpfeifen und mit Poltern lautstark übertönt. Der Tag vor Purim ist ein Fastentag in Erinnerung an das Fasten von Königin Esther, das der Errettung des jüdischen Volkes vorausging. Fällt der 13. Adar wie in diesem Jahr jedoch auf einen Schabbat, wird das Esther-Fasten auf den 11. Adar vorverlegt.

Wir wünschen ein gutes und stärkendes Purim-Fest.

CHAG PURIM SAMEACH!

Der Vorstand der IRG Baden

Moshe Flomenmann,
Landesrabbiner von Baden


Die Fastenzeiten für Baden am Taanit Esther:

11. Adar 5784

Fastenbeginn: 4:42 Uhr
Fastenende: Baden-Baden 19:13 Uhr, Emmendingen 19:15 Uhr, Freiburg 19:15 Uhr, Heidelberg 19:13 Uhr, Karlsruhe 19:13 Uhr, Konstanz 19:09 Uhr, Lörrach 19:15 Uhr, Mannheim 19:13 Uhr, Pforzheim 19:12 Uhr, Rottweil/VS 19:12 Uhr

Ein Purim-Rezept zum Nachbacken:

Purim und Hamantaschen (auch “Hamans Ohren“) gehören einfach zusammen. Die dreieckigen mit Mohn, Marmeladen oder Schokolade gefüllten Kekse sind eine Anspielung auf den Bösewicht Haman und dürfen an Purim nicht fehlen. Es gibt sie aus süßem Hefeteig, aus Blätterteig oder aus Keksteig. Auch die Füllungen variieren je nach Geschmack. Klassisch traditionell sind Hamantaschen mit Mohn oder Pflaumenmus. Sie sind Hauptbestandteil der mit Süßigkeiten gefüllten Päckchen, den Mischloach Manot, mit denen wir an Purim unseren Kindern, Freunden und Nachbarn eine Freude schenken.

Hamantaschen mit verschiedenen Füllungen

Zutaten
Teig: 150 g weiche Butter oder Margarine mit 125 g Zucker, 1 Pck. Vanillezucker und 1 Prise Salz in einer Schüssel glattrühren. 1 Ei und 3 EL Milch oder Orangensaft dazugeben und schlagen, bis der Teig glatt und cremig ist. 250-300 g Mehl mit 1 TL Backpulver nach und nach unterkneten, eine Kugel formen, in Frischhaltefolie wickeln und für 3-4 Stunden oder über Nacht in den Kühlschrank legen.

Füllungen:
Mohnfüllung: In mittelgroßem Topf Milch, Zucker und Mohn für 15 Minuten kochen. Honig und Zitronenschale hinzufügen, weitere 5 Minuten kochen. Abkühlen lassen. / Marmeladenfüllung: Aprikosenmarmelade, Himbeermarmelade, Erdbeermarmelade, etc. / Pflaumenmus: 450g Pflaumenmus mit 200 gehackten Walnüssen vermengen. / Weitere mögliche Füllungen aus Halva, Datteln, Schokolade, Nüssen, etc.

Zubereitung
Gekühlten Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche dünn ausrollen und mit einem Glas ca. 9 cm große Kreise ausstechen. Etwa ½ TL Füllung in die Mitte jedes Kreises geben. Anschließend die Kreise zu einem Dreieck falten, Ränder einklemmen und mit Eigelb bestreichen.

Backen: Bei 175° C für ca 20 Minuten goldbraun backen.

Guten Appetit!

Bildquelle: Julia Metkalova / Shutterstock.com

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Vor 79 Jahren wurden am 27. Januar 1945 die schwachen und halbverhungerten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Die Soldaten der Roten Armee fanden Tote über Tote, Tonnen von Haaren, Mäntel, Schuhe, Brillen. Wie kein anderer Ort symbolisiert das größte deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager die furchtbaren Verbrechen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Ermordungsmaschinerie, bei der die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Europas systematisch ermordet wurde. Der Internationale Holocaust-Gedenktag erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus und richtet sich als Tag des aktiven Auftretens gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und jede Form von Menschenrechtsverletzungen.

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Die Gedenkstunde des Landtags von Baden-Württemberg zum Holocaust-Gedenktag erinnerte am 26. Januar 2024 an die Schicksale der badischen Jüdinnen und Juden, die zu den Opfern der ersten großen Deportationsaktion im Deutschen Reich gehörten. Zugleich wurde das jüdische Leben im badischen Landesteil gewürdigt. An der bewegenden Veranstaltung im Konzerthaus nahmen rund 500 Personen teil, darunter Abgeordnete aller Fraktionen, Vertreterinnen und Vertreter von Regierung und Opfergruppen sowie ca. 200 Schülerinnen und Schüler aus sieben Schulen in Baden-Württemberg. Die Redner blickten mit mahnenden Worten auch auf die Gegenwart.

Videoaufzeichnung in der Mediathek des Landtags:  Gedenkstunde am 26. Januar 2024

Landtagspräsidentin Muhterem Aras sagte, Antisemitismus sei leider nie verschwunden. Die Gesellschaft müsse deutlich machen, dass sie das nicht dulde, alle Bürgerinnen und Bürger seien nun gefragt, Position zu beziehen. "Auch um die Opfer des 7. Oktobers trauern wir heute," sagte sie. Israel sei für Jüdinnen und Juden weltweit nach Tausenden Jahren von Judenhass, nach Verfolgung und Vernichtung ein Zufluchtsort geworden, ein möglichst sicherer Hafen. Doch seit dem 7. Oktober gelte eine neue Zeitrechnung: "Der sichere Hafen wurde in den Krieg gestürzt, der Staat Israel tief verwundet." Aras kritisierte die Relativierung des Terrors mit "Ja, aber". Sie sagte: "Beschämenderweise auch hier, in Deutschland. Es gibt kein Aber. Keine Rechtfertigung für die Bluttaten der Hamas. Mit keiner einzigen Silbe!"

Der IRG Baden Vorsitzende Rami Suliman beschrieb, dass es im 19. Jahrhundert in hunderten Dörfern und Städten in Baden jüdische Bevölkerung gab. In manchen Ortschaften wie Königsbach oder Obergrombach stellten sie einen großen Teil der Bevölkerung. Gerade deshalb verwundert mit Blick auf diese große Sichtbarkeit heute, dass schon vor der Wannseekonferenz 1942 Baden in der Zeit des Nationalsozialismus als „judenfrei“ galt – vor den meisten anderen Regionen in Deutschland. Er fragte: „Wie kann es sein, dass gerade in Baden, das als so liberal galt, wo jüdisches Leben zum Alltag gehörte, dass gerade hier der Nationalsozialismus so schnell Fuß fassen und das jüdische Leben zerstören konnte?“ Im Hinblick auf den 7. Oktober mahnte Rami Suliman, das Thema der Verfolgung von Juden und das Erinnern nicht zu einem Thema für das Museum zu machen: „Judenverfolgung, Judenhass und Pogrome sind auch Teil unserer Gegenwart. Für uns ist das sehr präsent. Und es ist wichtig, das zu betonen: auch heute und hier! Dazu gehört auch, dass unser Einsatz gegen Antisemitismus hier in Deutschland nicht nur leere Worte sind!“ Er forderte: „Es muss ein genaues Hinschauen geben, wo Antisemitismus sich hinter anderen Themen versteckt und wo es in Wahrheit darum geht, jüdisches Leben zu zerstören!“ Geschlossen erhoben sich die Teilnehmer der Gedenkstunde zu seinem Aufruf: „An Tagen wie heute müssen wir deshalb aufstehen und alles dafür tun, dass solche Stimmen kein Gewicht haben. Stehen wir gemeinsam auf!“

Desweiteren sprach OB Dr. Frank Mentrup. Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, beschrieb in einem Fachvortrag jüdisches Leben in Baden damals und heute.

JuJuBa (Jüdische Jugend Baden) erinnerten sehr bewegend mit „Erinnerung ist Hoffnung –  und Hoffnung ist Erinnerung“ an historische jüdische Persönlichkeiten aus Baden und an die badischen Opfer der Shoa. Jeder im Saal Anwesende erhielt einen Umschlag mit dem Namen einer der vom NS-Regime ermordeten badischen Jüdinnen und Juden zur Bewahrung. Mit dem Gedenken an Uriah Bayer (20), Sohn einer deutsch-christlichen Familie, die 1984 im nordisraelischen Maalot ein Pflegeheim für Holocaust-Überlebende gründeten, zeigte JuJuBa welch hoher Tribut der Schutz jüdischen Lebens in der aktuellen Lage fordert. Der junge Sergeant Major der israelischen Armee verstarb im Dezember 2023 nach schwerer Verwundung beim Kampf gegen die Terrororganisation Hamas, in deren Hände noch 136 Geiseln sind.

Feinfühlig umrahmten Fenella Bockmaier am Flügel sowie Mezzospranistin Shachar Lavi mit Ido Ramot (Klavier) die Gedenkstunde.

Stilles Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof in Karlsruhe

Die Redner der Gedenkstunde:
v.l. Dr. Frank Mentrup (OB Stadt Karlsruhe), Muhterem Aras (Landtagspräsidentin BW), Rami Suliman (IRG Baden) mit Prof. Dr. Doron Kiesel (wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland)

Landtagspräsidentin Muhterem Aras blickte mit mahnenden Worten auf die Gegenwart

 

Geschlossenheit zeigten die Teilnehmer der Gedenkstunde beim Aufruf des IRG Baden Vorsitzenden, Rami Suliman, gemeinsam gegen Antisemitismus aufzustehen

JuJuBa: Erinnerung ist Hoffnung - und Hoffnung ist Erinnerung

JuJuBa (Jüdische Jugend Baden) mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras

Fenella Bockmaier eröffnete die Gedenkfeier mit einem Musikstück von Paul Ben-Chaim Sonatina op.38: III Molto vivo

Die israelische Mezzosopranistin Shachar Lavi und Ido Ramot (Klavier) beschlossen die Gedenkeier mit einem Lied von Gustav Mahler

 
 

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