Das Staatsweingut Weinsberg (Kreis Heilbronn), gleichzeitig Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg und älteste Weinbauschule Deutschlands (gegr. 1868), wird künftig den ersten koscheren Wein aus Baden-Württemberg produzieren. Das von der CDU-Landtagsfraktion angestoßene Projekt ist ein Novum im Weinland Baden-Württemberg und wurde am 20. Juni 2022 im Beisein von Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei einer Pressekonferenz auf dem Neckar-Floß in Stuttgart vorgestellt. Die IRG Baden und die IRGW sind Teil des Projektes. Erstmals wurden auch die Etiketten und der Name präsentiert. Der koschere Wein wird “Le Chaim“ (Auf das Leben) heißen und als trocken ausgebauter Lemberger (Rot/Adom) sowie als trocken ausgebauter Riesling (Weiss/Lavan) erhältlich sein.

Das Projekt im Weinland Baden-Württemberg möchte die lange Verbundenheit mit dem hiesigen jüdischen Leben und Glauben vertiefen. Die Erfahrungen und neuerworbenen Kenntnisse sollen auch in die Ausbildung der Staatlichen Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg (LVWO) einfließen. Das Land unterstützt das Projekt mit 20.000 Euro.

Die religiöse Aufsicht liegt in den Händen von Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Landesrabbinat Baden) und Rabbiner Jehuda Puschkin (Ortsrabbiner Stuttgart). Die Koscher-Siegel beider Rabbiner bescheinigen, dass der koschere Wein unter strenger Beachtung der Halacha gemäß der jüdischen Speisevorschriften Kaschrut hergestellt wurde und für den Verzehr geeignet ist. Die Reben dafür werden auf ausgewählten Flächen des Staatsweingutes Weinsberg in rein jüdischer Tradition ausgebaut und nach der Ernte zu koscherem Wein verarbeitet. Für die Arbeiten stellen die jüdischen Glaubensgemeinschaften die durchführenden Personen. Die Herstellung von koscherem Wein unter den Geboten der jüdischen Speisevorschriften Kaschrut stellen besondere Anforderungen an Winzer oder Weingüter und sind mit hohem Aufwand verbunden. Kein anderes Lebensmittel unterliegt so strengen Koscher-Regeln. Die Gründe finden sich in der Tora, denn es darf kein Wein genossen werden, der von Nichtjuden eventuell zum Zwecke der Götzenanbetung erzeugt wurde. Um dies auszuschließen, gibt es genaue Anweisungen.

Offizielle Vorstellung am 20. Juni 2022 in Stuttgart

(Bildquelle: CDU-Landtagsfraktion Baden-Württemberg)

Rami Suliman, Vorsitzender IRG Baden:
„Wir Juden legen großen Wert auf gute Weine. Der koschere Wein, der nun mit Unterstützung vom Staatsweingut Weinsberg produziert und vermarktet wird, ist in meinen Augen ein Zeichen für die Normalität des Umgangs der jüdischen Religionsgemeinschaften mit der Gesellschaft und allen Bürgern Baden-Württembergs. Ich freue mich, Teil des Projekts sein zu dürfen und es allen ermöglichen zu können, guten koscheren Wein kennenzulernen. Und Sie wissen, Baden-Württemberg ist Weinland. Auch Baden ist für seine guten Weine bekannt – bestimmt ist der koschere württembergische Wein nur der Auftakt für koschere Weine aus allen Weinanbauregionen des Landes.“

Bild oben: Rami Suliman (IRG Baden) und Manuel Hagel (MdL)

Landesrabbiner Moshe Flomenmann, Landesrabbinat Baden:
„Wir freuen uns sehr, dieses neue Projekt gemeinsam mit der CDU-Fraktion im Landtag gestalten zu können. Der neue, koschere Wein erhält den Namen „Le Chaim“, das heißt „Auf das Leben“. Das Judentum wird häufig nur im Zusammenhang mit Gedenken, Holocaust, Angriffen auf Menschen oder Synagogen in Zusammenhang gebracht. Mit diesem neuen Projekt möchten wir gemeinsam das lebendige, jetzige Judentum, also das Leben feiern. Das vergangene Jahr war das Jubiläumsjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ – 1700 Jahre, in denen es auch viele schöne Momente gab. Daran wollen wir anknüpfen: Lassen Sie uns gemeinsam unsere Gegenwart und Zukunft so gestalten, dass es weniger Gedenktage in der Zukunft geben muss – weil wir gemeinsam das Richtige getan und das Zusammenleben gestärkt haben.“

Bild oben: Landesrabbiner Moshe Flomenmann mit (v.l.) Rami Suliman (IRG Baden) und Manuel Hagel (MdL)

Landesrabbiner Moshe Flomenmann spricht über das Koscher-Siegel, das die Herstellung des Koscheren Wein unter Einhaltung der Kaschrut-Regeln bescheinigt.

Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Landesrabbinat Baden) und Rabbiner Yehuda Puschkin (Ortsrabbiner Stuttgart, Vorstandsmitglied ORD) untersteht die religiöse Aufsicht des koscheren Weines aus Baden-Württemberg. Mit Peter Hauk (MdL/Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz)

Peter Hauk, MdL/Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (CDU):
„Die jüdische Gemeinde ist ein Teil von Baden-Württemberg. Mit dem Projekt „Koscherer Wein“ können sich Jüdinnen und Juden mit dem Kulturgut Wein aus Baden-Württemberg identifizieren. Das Land unterstützt das Projekt mit 20.000 Euro und stellt mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg als Projektpartner umfangreiches Know-how und hohe Kompetenz im Weinbau und Önologie bereit.“

Manuel Hagel, MdL/Fraktionsvorsitzender CDU-Landtagsfraktion:
„Viel zu häufig sprechen wir über Jüdisches Leben nur nach antisemitischen Anschlägen. Mit unserem Projekt „Koscherer Wein“ wollen wir genau das ändern und Jüdisches Leben dort hinbringen, wo es hingehört: in die Mitte der Gesellschaft. Mit all seiner kulturellen und religiösen Vielfalt. Das Projekt „Koscherer Wein“ bietet eine besondere Gelegenheit, jüdische Traditionen in Baden-Württemberg sichtbar zu machen. Das Zusammenführen der langen baden-württembergischen Tradition des Weinanbaus unter Einhaltung jüdischer Gesetzmäßigkeiten ist eine Initiative, die uns als CDU-Fraktion ein ganz besonderes Herzensanliegen ist. Umso bedeutender ist es, dass die Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg und das Staatsweingut Weinsberg sich jetzt gemeinsam ans Werk machen.“

Bild oben: Manuel Hagel (MdL) mit (v.l.) Simon Bachmann (Staatsweingut Weinsberg), Christian Gehring (MdL) und Rami Suliman (IRG Baden)

Christian Gehring, MdL/Religionspolitischer Sprecher CDU-Landtagsfraktion:
Während der Corona-Pandemie sind leider erneut Weltverschwörungstheorien gegen jüdische Unternehmerfamilien aufgetaucht, die wir so nicht mehr für möglich gehalten hätten und auf das Schärfste verurteilen. Gemeinsam mit den israelitischen Glaubensgemeinschaften kam deshalb der Wunsch auf, jüdisches Leben in Deutschland vorzustellen, um Vorurteilen entgegenzuwirken. Darum haben wir als CDU-Landtagsfraktion die Idee der koscheren Weine entwickelt und sind dankbar für die schnelle und hervorragende Umsetzung.“

Bild oben: Christian Gehring (MdL) und Rami Suliman (IRG Baden)

Simon Bachmann, Referatsleiter der Staatlichen Versuchs- und Lehranstalt Weinsberg (LVWO) gab einen Einblick in das Verfahren und die Umsetzung vor Ort.

Das Staatsweingut Weinsberg präsentierte die Etikett-Entwürfe für die koscheren Weine
Lemberger trocken “Le Chaim – Rot" sowie Riesling trocken “Le Chaim – Weiss".

Bildquelle: Staatsweingut Weinsberg/ WINEWORLDS Weinmarketing

 

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