
Vor 80 Jahren befreiten am 27. Januar 1945 sowjetische Soldaten die schwachen und halbverhungerten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Den Soldaten bot sich ein grauenhaftes Bild. Sie fanden Tote über Tote, zersprengte Gaskammern und Krematorien, Tonnen von Haaren, Mäntel, Schuhe, Brillen. Wie kein anderer Ort symbolisiert das größte deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager die barbarischen Verbrechen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Ermordungsmaschinerie, bei der im nationalsozialistischen Rassenwahn über 6 Millionen jüdische Menschen, mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Europas, systematisch ermordet wurden. Der Internationale Holocaust-Gedenktag erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus und mahnt eindringlich, jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.
Gedenk-Veranstaltungen in Kooperation der jüdischen Gemeinden in Baden zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz:
Baden-Baden
Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden
Infos unter: www.ikg-baden-baden.de
- Sonntag, 26. Januar 2025
10:00 Uhr / Gedenkmarsch
Treffpunkt: Sophienstr. 47 - Endpunkt: Stephanienstr. 5-1, Baden-Baden
Hinweis: Es werden Videoaufnahmen für einen zukünftigen Dokumentarfilm gemacht. - 14:00 Uhr / Gedenkveranstaltung
Ort: Gemeindezentrum, Sophienstr. 2
Nur mit Anmeldung
Emmendingen
Jüdisches Museum Emmendingen in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen
Infos unter: www.juedisches-museum-emmendingen.de
- Montag, 27. Januar 2025
19:30 Uhr / "Brot und Poesie" – zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
Ort: Jüdisches Museum Emmendingen, Simon-Veit-Haus, Kirchstr. 11, Teschemacher-Saal
Sandra Israel-Niang liest aus dem Werk des jiddischen Poeten Yisroel Shtern
Freiburg
Israelitische Gemeinde Freiburg
Infos unter: www.jg-fr.de
- Sonntag, 26. Januar 2025
11:00 Uhr / Film: Der Schatten des Kommandanten
Ort: Kino Friedrichsbau-Apollo - Sonntag, 26. Januar 2025
16:00 Uhr / Autorenlesung: Briefe aus der Asche
18:00 Uhr/ Konzert zum Gedenken der Opfer von Auschwitz
19:30 Uhr / Dialoge mit Holocaust-Überlebenden
Ort: M.A.K. Studios im Friedrichsbau - Montag, 27. Januar 2025
18:00 Uhr / Film: The Zone of Interest
Ort: Kino Friedrichsbau-Apollo
Heidelberg
Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- Montag, 27. Januar 2025
16:00 Uhr / Doku-Film "Die Würdigung" /Gloria und Gloriette-Kino
18:00 Uhr / Gedenkveranstaltung mit Zeitzeuge Paul Eric Joseph und Schülern
Ort: Großer Rathaussaal, Heidelberg
Hinweis: Beide Veranstaltungen aufgrund begrenzter Plätze nur mit Anmeldung bis 20. Januar 2025.
Karlsruhe
Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Lernort Kislau e.V. und Bündnis für Demokratie und Menschenrechte
- Montag, 27. Januar 2025
18:00 Uhr / Lichter gegen die Dunkelheit
Ort: Marktplatz Karlsruhe
Hinweis: Es wird gebeten auf das Zeigen von Fahnen oder Abzeichen zu verzichten.
Rottweil/VS
Filmvorführung im Hinblick auf die Auschwitz-Befreiung am 27.01.1945.
Veranstaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Rottweil/VS, VHS Rottweil, Ehemalige Synagoge Rottweil e.V., Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V., der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung
- Montag, 27. Januar 2025
19:00 Uhr / Film "The Zone of Interest"
Ort: Centralkino, Rottweil
Über das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Vorbereitung des Völkermordes
Die Brutalität der nationalsozialistischen Rassenpolitik radikalisierte sich ab den Novemberpogromen vom 8. Auf den 9. November 1938, bei denen jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert, 250 Synagogen in Brand gesteckt, 91 jüdische Bürger ermordet und mehr als 25.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt worden waren. Die jüdische Auswanderung kam mit Beginn des Zweiten Weltkrieges faktisch zum Erliegen.
Über 2.000 Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen entzogen mit formaljuristischen Begründungen den deutschen Juden alle Rechte. Am 22. Oktober 1940 fand vor aller Augen mit den badischen, pfälzischen und saarländischen Jüdinnen und Juden die erste große Massen-Deportation in ein Internierungslager statt.
Ab 1941 mussten alle Juden in Deutschland zur Kennzeichnung den „gelben Judenstern“ tragen. Im Sommer 1941 beschloss die NS-Führung die Ermordung aller lebender Juden im deutschen Machtbereich. Hundertausende Juden aus fast ganz Europa wurden nun systematisch in die Ghettos im Osten deportiert, öffentlich vollzogen auf den Versammlungsplätzen und Bahnhöfen. Deutsche Einsatzkommandos unterstützt von Waffen-SS, regulären Polizeieinheiten und Wehrmachtsgruppen töteten mehr als eine halbe Million Menschen, darunter Frauen und Kinder. Die größten Massaker wurden verübt in Kamenez-Podolsk 23.600 Tote, Babij Jar 33.700 Tote, Witebsk 16.000 Tote, Dnjepropetrowsk 10.000 Tote, Odessa 27.000 Tote, Dalnik 20.000 Tote, Rowno 21.000 Tote, Minsk 19.000 Tote, Riga 38.000 Tote, Wilna 33.500 Tote. Die Menschen wurden zusammengetrieben, mussten sich entkleiden und dann in kleinen Gruppen an den Rand einer Grube treten, wo sie erschossen wurden. Auf der „Wannsee-Konferenz“ am 20 Januar 1942 besprach Heydrich mit Staatssekretären und hohen Funktionären des NS-Staates die „Endlösung der Judenfrage“ - verwaltungsmäßige und technisch-organisatorische Details der „effektiven“ Umsetzung des Völkermordes in Europa.
Was geschah
Zentrum der europaweit koordinierten und systematisch durchgeführten NS-Vernichtungspolitik wurde das 1940 in der südpolnischen Stadt Oswiecim errichtete Arbeits- und Konzentrationslager (KZ) Auschwitz. Das Lager, umzäunt von unüberwindbaren Stacheldraht- und mit Starkstrom geladenen Elektrozäunen, bestand aus dem Stammlager, dem drei Kilometer entfernten Lager Birkenau, in dem sich die Gaskammern und Verbrennungsöfen befanden sowie aus 47 Zwangsarbeiterlager bei Industrieanlagen wie Krupp, Bergwerken und landwirtschaftlichen Betrieben, die sich in der Umgebung ansiedelten. Für den damals größte Chemiekonzern der Welt – IG Farben – wurde 1941 das Nebenlager Monowitz erbaut. Bis zu 155.000 Menschen wurden in diesem Gebiet zusammengepfercht.
In das größte Arbeits- und Vernichtungslager fuhren ab Beginn 1942 die Deportationszüge aus fast ganz Europa. Der aus Baden-Baden stammende und in Mannheim aufgewachsene Lagerkommandant Rudolf Höß setzte ab 1941 das Blausäuregift Zyklon B zum Massenmorden ein. In Birkenau wurden seit Juni 1942 Deportierte aus ganz Europa noch am Tag ihrer Ankunft an der Rampe zu Zwangsarbeit oder zum Tod „selektiert“. Nur etwa 15-20 Prozent eines jeden Transports wurden für die Zwangsarbeit am Leben gelassen. Frauen, Kinder, Alte, Schwache und als nicht arbeitsfähig eingestuften Menschen wurden nach der Selektierung in Birkenau in den als Duschräume getarnten Gaskammern grausam ermordet. Ein Sonderkommando von Häftlingen musste anschließend die Leichen aus den Gaskammern holen und in den Krematorien verbrennen. Die Lebenserwartung der als arbeitsfähig eingestuften Zwangsarbeiter betrug durchschnittlich 3 Monate. Ihre Lebenskraft wurde bis zuletzt ausgebeutet. 11-12 Stunden teils schwerster Zwangsarbeit bei dürftigen Essenrationen, anhaltendem Wassermangel, widrigsten Hygiene- und Lagerzuständen in feuchten und völlig überfüllten Baracken führten zu grassierenden Krankheiten und Epidemien. Tausende Menschen kamen neben der systematischen Ermordung auch durch medizinische Versuche des Lagerarztes Josef Mengele um. 1942 wurde der Ausbau des Konzentrationslagers mit weiteren Gaskammern und angeschlossenen Krematorien beschlossen.
Seit Ende 1942 und umfassender seit Frühjahr 1944 wussten die Westalliierten von Funktion und Zweck des Konzentrationslagers Auschwitz. Die amerikanische Luftwaffe flog Aufklärungsflüge, es erfolgten jedoch keine Luftangriffe. Der Vatikan und Papst Pius XII wussten spätestens ab Mai 1943 Bescheid, sie äußerten keinen öffentlichen Protest.
Das Morden wurde nahezu industriell weiter durchgeführt. Die letzte dokumentierte Vergasung im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau fand am 1. November 1944 statt. Die letzten Häftlinge kamen am 17. Januar 1945 in Auschwitz an. Von 1942 bis 1945 wurden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau über eine Million jüdischer Menschen ermordet.
Als sowjetischen Truppen zum Lager vorrückten, sprengte das NS-Regime die Gaskammern sowie die angeschlossenen Krematorien, um angesichts der zu erwartenden Niederlage Beweise zu vernichten. In einer einzigen Nacht wurden noch 10.000 Häftlinge ermordet. Am 18. Januar 1945 begann die Evakuierung der Lager. 58.000 Häftlinge wurden aus dem Stammlager, Birkenau, Monowitz und zahlreichen Nebenlagern in Marschkolonnen in andere Konzentrationslager im Westen getrieben. Auf den Todesmärschen starben viele der Gefangenen an Erschöpfung, Durst, Hunger und Kälte oder wurden von den SS-Wachposten ermordet. In der Nacht vor dem 27. Januar 1945 sprengten die SS-Truppen das letzte Großkrematorium in Auschwitz-Birkenau.
Befreiung
Am 27. Januar 1945 befreite die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Alexejewitsch Kurotschkin das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die grauenvollen Bilder erschütterten die Welt. Die Befreier fanden rund 650 Leichen und etwa 7.600 Überlebende - mit Haut überzogene menschliche Skelette - viele in lebensbedrohlichem Zustand vor. 44.000 Paar Schuhe, Hundertausende Herrenanzüge und Damenmäntel- und Kleider, unzählige Brillen und über sieben Tonnen menschliches Haar zeugten vom Ausmaß der größten Todesfabrik der Nazis. Das unsägliche bis ins Letzte geplante Morden ging bis zum endgültigen Zusammenbruch des NS-Regimes noch in anderen Lagern und auf Todesmärschen weiter.
Während der Schoa wurden in Europa unter dem nationalsozialistischen Rassenwahn, der ein ganzes Volk von der Erde tilgen wollte, mehr als sechs Millionen jüdischer Menschen ermordet.
Täter
Nach Kriegsende rechtfertigten die meisten der an Vorbereitung und Durchführung beteiligten Täter die Taten damit, auf Befehl gehandelt zu haben. Viele leugneten gänzlich jegliche Beteiligung an den Verbrechen. In Wirklichkeit waren sie willige Helfer der nationalsozialistischen Ideologie, die viele Deutsche mit Überzeugung begeistert unterstützt hatten. Hundertausende unter der Bevölkerung hatten sich ohne Skrupel selbstsüchtig am geraubten Gut der deportierten Jüdinnen und Juden bereichert. Nur wenige Personen wurden später juristisch für die Beteiligung am Massenmord zur Rechenschaft gezogen.
Der meistgesuchte NS-Verbrecher, der erste Lagerkommandant von Auschwitz I, Rudolf Höß, wurde im März 1946 von einem jungen jüdischen Nazijäger in seinem Versteck in einer Scheune bei Flensburg gefasst. Höß sagte bei den Nürnberger Prozessen aus und wurde in einem anschließenden Prozess in Polen als Kriegsverbrecher zum Tode durch den Strang verurteilt. Er wurde im April 1947 an einem Galgen im ehemaligen KZ Auschwitz erhängt. (Quelle: lpb-bw).
Einzigartiges Dokument: Das Auschwitz-Album
Das Auschwitz-Album ist das einzige erhaltene fotografische Zeugnis für den Prozess der Ankunft in Auschwitz-Birkenau, der Selektion, der Konfiszierung des Eigentums und der Vorbereitung für den Massenmord. Das einzigartige Dokument wurde Yad Vashem von Lilly Jacob-Zelmanovic Meier überlassen: www.yadvashem.org/album-auschwitz
Yad Vashem
Mit dem weltweit größten Bestand an Informationen ist Yad Vashem eine der führenden Institutionen in den Bereichen der Pädagogik, des Gedenkens, der Forschung und Dokumentation des Holocaust. Das Gelände von Yad Vashem in Jerusalem umfasst 182,000 m² und beinhaltet verschiedenen Museen, Ausstellungen, Denkmäler, Skulpturen, Gärten und Forschungs- und Pädagogikzentren. Mehr zur Yad Vashem-Dokumentation über Auschwitz: www.yadvashem.org