
Liebe Freunde
Das Rosch Haschana-Fest und somit auch der Anfang des Jahres 5784 nach jüdischem Kalender ist nah.
Traditionell essen Juden am ersten Abend des Neujahresfestes viel Süßes. Eine süße, runde Challah, süßes Karottenzimmes mit Rosinen, Lekach mit Honig, saftige Datteln und natürlich süße Äpfel mit Honig. Auf dem Festtisch verwirklichen diese Gerichte als erste die Idee des an Rosh Haschana ausgesprochenen Wunsches: “SCHANA TOVA U`METUKA“ – “Ein gutes und süßes Jahr“. In der jüdischen Tradition gibt es keine Zufälle.
Nur zu wünschen, dass das neue Jahr gut wird, ist nicht genug. Man muss unbedingt das Wort „süß“ einbringen. Das Gute an sich kann unterschiedlich sein, denn es gibt auch das versteckte Gute, das man auf den ersten Blick nicht begreifen kann. Etwas was im echten Leben als etwas Negatives erscheinen mag; deswegen wünscht man einem auch ein “süßes“ Jahr, denn alles Gute, das uns in nächster Zeit passieren wird, soll nicht versteckt, sondern erkennbar, spürbar und köstlich sein, so wie der Geschmack von Honig und die Süßigkeit von Datteln und Lekach auf dem Festtisch.
Jeder Abschnitt des Lebensweges eines Menschen setzt besondere Akzente in seinem Leben und im Leben seines Volkes. Frühere Siege und Erfolge bleiben hinter uns und an ihrer statt entstehen neue Ziele sowie neue, schwierigere Aufgaben.
Wir leben in einer komplizierten und ungünstigen Zeit. Heutzutage muss jeder von uns doppelt so beharrlich, klug und weitblickend sein, denn vieles, was um uns herum passiert, ruft Enttäuschung und gar Sorgen hervor.
Rosch Haschana ist der Tag an dem der Allmächtige über alles von Ihm Geschaffene richtet. Das Schicksal von allen wird bestimmt. An diesem Tag muss jeder von uns einen Rückblick auf das bereits Erlebte werfen, Fehler und unwürdige Taten bereuen und erkennen, wie viel Gutes sich noch tun lässt. Rosch Haschana steht vor der Tür. Verstehen wir die volle Tiefe dieser Tatsache? Werden wir in der Lage sein, die Ernsthaftigkeit des uns bevorstehenden Gerichtes zu begreifen?
Das kommende Jahr ähnelt einem nicht-gelesenen Buch. Es ist nicht bekannt, was hinter dem Umschlag steckt: welche Geheimnisse und Überraschungen? Was erwartet uns: ein Fall oder ein Aufstieg? Wird das Jahr voller Freude oder Trauer sein? Man kann es nicht wissen.
Zwar ist das ungelesene Buch bereits geschrieben, aber es ist noch möglich die Geschehnisse des kommenden Jahres zu ändern. Der Allmächtige gibt uns viele Möglichkeiten, also lassen wir uns die Chance, uns dem Allmächtigen zu nähern nicht entgehen, damit er uns ins Buch des Lebens eintragen möge!
Möge das kommende Jahr Euch und Euren Verwandten Segen, Gesundheit und Freude bringen. Möge das neue Jahr 5784 für uns gut und süß sein!
Mit freundlichen Grüßen
Rabbi Moshe Flomenmann, Landesrabbiner von Baden
Grußwort von Landesrabbiner Flomenmann zum Rosch Haschana 5784