Im gemeinsamen Gruß des Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden und des Landesrabbiner in Baden heißt es:
Das Festjahr 1700jähriger Präsenz des Judentums hierzulande ist Anlass für eine erneuerte Beziehung.
Liebe Freund*innen in den jüdischen und evangelischen Gemeinden in Baden,
1700 Jahre jüdisches Leben in unserem Land – heute lebendiger denn je! Darüber freuen wir uns von Herzen. Ist doch das lebendige Judentum unter uns ein Zeichen, dass G‘ttes Lebenswille für sein Volk ungebrochen ist. Wir sehnen uns nach einer Zeit, da alle Bedrohungen und Beeinträchtigungen jüdischen Lebens in unserer Gesellschaft überwunden sein werden und polizeilicher Schutz für Juden und jüdische Einrichtungen der Vergangenheit angehören. Wir sind noch nicht soweit. Doch beim Sederabend des Pessach-Festes gedenken die jüdischen Gemeindemitglieder und ihre Familien nicht nur der konkreten Erfahrungen von Not und Anfeindungen, sondern auch der Erfahrungen von Freiheit und Offenbarung.
Über die Grenzen von Religion und Konfession hinaus, über die Grenzen von Ländern und Kulturen hinweg, erleben wir in diesen Monaten der Pandemie gemeinsam, wie verletzlich, ausgeliefert und verbunden wir sind. Uns eint die Gewissheit, dass G‘ttes Allgegenwart uns lebensschaffende Kraft spendet und stärker ist als alles, was uns auf dieser Welt fesseln und ängstigen kann.
Als jüdische und christliche Gemeinden gehen wir in diesen Tagen auf wichtige Festtage zu und feiern: Der ewige, lebendige G‘tt schafft Befreiung aus aller Sklaverei. Allen Todesmechanismen dieser Welt setzt G‘tt die neue Wirklichkeit eines befreiten Lebens entgegen. Pessach und Ostern sind für jüdische und christliche Gläubige die wunderbaren Widerworte G‘ttes gegen alle Fesseln dieser Welt. Sie machen uns Mut und rufen uns zu: „Fürchtet euch nicht!“
Im Festjahr des jüdischen Lebens in Deutschland feiern wir unseren Glauben in einem erneuerten Bewusstsein darüber, wie intensiv wir aufeinander bezogen sind. Die Aktion #beziehungsweise versucht die besondere jüdisch-christliche Beziehung über ein ganzes Jahr hinweg durchzubuchstabieren. „Beziehung“ wahrt die Würde des je Eigenen und Unverwechselbaren, doch sucht sie umso energischer die Verbindung.
So grüßen wir unsere Gemeinden zu diesen Feiertagen mit Chag Pessach Sameach und Gesegnete Ostern.
Möge die Liebe und Barmherzigkeit G‘ttes uns und alle Menschen in die Freiheit führen.
Moshe Flomenmann, Landesrabbiner in Baden und Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden
Gemeinsamer Gruß von Landesbischof und Landesrabbiner zu den Feiertagen