Wir lassen uns nicht trennen

Am Mittwoch, 20. Dezember 2023 fand in der Jüdischen Gemeinde Pforzheim ein erstes gemeinsames Gespräch zwischen Landesbischöfin Heike Springhart, Oberratsvorsitzendem Rami Suliman (IRG Baden), Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Baden) und Erzbischof Stephan Burger statt. Inhaltlich wurde zunächst die gegenwärtige Situation der Jüdischen Gemeinden in Baden angesichts rapide ansteigender antisemitischer Übergriffe in Deutschland nach den terroristischen Attacken der Hamas thematisiert.

Landesrabbiner Flomenmann, der einen Einblick in die Ängste und Sorgen vieler Gemeindemitglieder gab, sagte: „Uns geht es darum, die Sorgen der Juden in Deutschland mit Blick auf die antisemitischen Parolen, die Jüdinnen und Juden in Deutschland stark verängstigen, deutlich zu machen. Wir fühlen uns gerade nicht sicher. Es gibt viele Eltern, die ihre Kinder aus Angst nicht zum jüdischen Religionsunterricht schicken."

Die christlichen Kirchen in Baden verdeutlichten, dass sie aufgrund dieser faktischen Einschränkung der Religionsfreiheit und der antisemitischen Hetze ihren Platz an der Seite der jüdischen Menschen in Deutschland sehen. Erzbischof Stephan betonte: „Wer jüdisches Leben in Deutschland angreift, greift auch uns Christinnen und Christen an. Diesem Hass, dieser Ausgrenzung stellen wir uns entschieden entgegen."

Beim Gespräch, das vor allem auch dazu diente, die gemeinsamen Schritte im interreligiösen Gespräch zu vertiefen und Veranstaltungen im neuen Jahr zu planen, wurde grundsätzlich über die Bedeutung des gegenseitigen Vertrauens gesprochen. „Dieser Dialog erfolgt auf Augenhöhe. Es geht uns nicht um eine Vereinnahmung, sondern eine Zusammenarbeit, ohne die Unterschiede zu verschweigen", führte Landesbischöfin Heike Springhart aus. Der IRG Baden Vorsitzende Rami Suliman ergänzte: „Das bedeutet auch, Kritik äußern zu dürfen. Aber letztlich geht es uns darum, dass sich alle Menschen, egal welcher Religion sie angehören, in Deutschland sicher fühlen. Dafür brauchen wir den Austausch, die gegenseitige Solidarität und das Vertrauen".

Bericht und Foto: Dr. Mark Mudrak (www.ebfr.de)
v.l. Oberratsvorsitzender Rami Suliman (IRG Baden), Landesbischöfin Heike Springhart (EKIBA), Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Baden) und Erzbischof Stephan Burger (EBFR).

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Liebe Freunde, liebe Gemeindemitglieder,
bald feiern wir Chanukka und damit den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Viele fragen sich, ob es heute noch Sinn macht, etwas zu feiern, während unsere Brüder und Schwestern in Israel leiden. Die Antwort lautet: Unbedingt! Gerade jetzt ist es wichtig, so viel Licht wie möglich durch Positivität in die Welt zu bringen. So hoffen wir, dass auch dieses Mal das Licht siegen und damit die Dunkelheit vertrieben wird. Wie der Gründer des Chassidismus Baal Shem Tov sagte: Wenn man versucht, Dunkelheit mit einem Hammer zu vertreiben, wird man keinen Erfolg haben. Das einzige Mittel, Dunkelheit zu bekämpfen, ist eine Lichtquelle. So hoffen wir, dass wir alle gemeinsam das Licht des Friedens entzünden und somit die Dunkelheit unserer Zeit vertreiben werden. Es ist nicht nur Terrorismus, Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit, gegen die wir heutzutage kämpfen, sondern auch der Kampf eines jeden einzelnen mit „sich selbst“. Jeder Mensch kämpft mit seinen eigenen schlechten Eigenschaften. Auch diese dunkle Seite (hebr: Jezer Hara), die jeder von uns in sich trägt, muss bekämpft werden, sodass das Gute und Helle siegen kann.

Chanukka sameach!
Am Israel Chai - ohne “Aber”!
Never again is now!
A lichtige Chanukka!

Mit freundlichen Grüßen
Rabbi Moshe Flomenmann, Landesrabbiner von Baden

Das ganze Grußwort von Landesrabbiner Moshe Flomenmann: Grußwort von Landesrabbiner Flomenmann zu Chanukka 5784

 

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Ein Meilenstein in der Geschichte der Israelitischen Religionsgemeinschaften im Land

Vor dem Hintergrund des Überfalls auf Israel durch die Hamas leider mit schrecklicher Aktualität wollen wir der Öffentlichkeit eine neue Institution vorstellen, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Wissen über das Judentum zu vermitteln, vorhandene Unsicherheiten abzubauen und ein vertrauensvolles, konfliktfreies Zusammenleben in Baden-Württemberg zu fördern.

Videostream
Die feierliche Eröffnung des Jüdischen Bildungszentrum Baden-Württemberg
am Donnerstag, 16. November 2023 - 3. Kislew 5784:

www.jbz-bw.de

Programm

La Roche Quartett
Fredric Kroll (Freiburg i. Br.): Sieben Meere Traurigkeit

Begrüßung
Dr. Vadim Galperin (JKG Heidelberg)

Begrüßung
Prof. Barbara Traub (IRGW) und Rami Suliman (IRG Baden)

Begrüßung
Staatssekretärin Sandra Boser
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Festrede
Prof. Dr. Doron Kiesel
Direktor, Bildungsabteilung des Zentralrat der Juden in Deutschland

La Roche Quartett
Serban Nichifor (Bukarest): Avinu Malkeinu

Podiumsgespräch
Lebendiges Judentum 3.0 – zwischen Tradition und künstlicher Intelligenz
Es diskutieren: Michael Suliman, Hanna Veiler und Susanne Benizri
Moderation: Michael Rubinstein

La Roche Quartett
Robert Kahn (Mannheim): Adagio molto espressivo op. 8/1

Musikalische Umrahmung
La Roche Quartett (Mannheim) mit Pinchas von Piechowski (1. Violine),
Dennis Posin (2. Violine), Birgit Glas (Viola) und Ingibjörg Schwarze (Cello)

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"Erinnern ist zukunftsweisende Verantwortung", das machen die bewegenden Worte des Vorsitzenden der IRG Baden, Rami Suliman, bei der Gedenkveranstaltung am 9. November 2023 in Pforzheim deutlich. Seit den Novemberpogromen 1938, an denen zur Vorbereitung der Shoa deutschlandweit die Synagogen in Brand gesteckt, jüdisches Eigentum zerstört und ungehemmte Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung verübt wurde, sind 85 Jahre vergangen.

„Leider passiert es jetzt schon wieder. Nie wieder ist jetzt schon wieder!“, mahnt Rami Suliman eindringlich. „Wieder sind bei einem Pogrom jüdische Menschen schwer misshandelt, ermordet und in ihren Häusern verbrannt worden. Und das in Israel, in ihrem Zuhause. Über 200 Menschen sind noch verschleppt.“

In welchem Ausmaß antisemitische Klischees und radikale Drohungen im digitalen Raum als auch auf der Straße offen ausgesprochen werden, wie aufgehetzt tausende Menschen auf Demonstrationen die Vernichtung Israels propagieren, wie Symbole jüdischen Lebens geächtet und gezielt Ängste geschürt werden, beunruhigt die jüdische Gemeinschaft.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass jüdische Menschen hierzulande wieder Furcht in ihrem Alltag haben und nicht in die Synagoge kommen“, sagt der Vorsitzende der IRG Baden. Helfend und stärkend werde deshalb die große Solidarität erlebt, die die jüdischen Gemeinden in diesen Tagen von staatlicher Seite und vor allem von Christen und Muslimen erfahren. Besonders in Pforzheim sei das Verhältnis von Muslimen und Juden gut, so Rami Suliman, er hofft, dass es so bleibt.

Aufklärung über die historischen Ereignisse und gegen Antisemitismus möchte das bei der Gedenkveranstaltung vorgestellte mediale Geschichtsprojekt vermitteln. Beeindruckend haben SchülerInnen des Hilda Gymnasiums Pforzheim die Schicksale ehemaliger vom NS-Regime verfolgter PforzheimerInnen unter Anleitung ihres Lehrers Martin Rühl erarbeitet. Auf www.spurensuche-pforzheim.de  können historisches Bildmaterial über Pforzheim im Nationalsozialismus, eine digitale Karte mit biografischen Informationen sowie Kurzfilme mit Zeitzeugen eingesehen werden.

Mehr über die Gedenkveranstaltung unter: Baden-TV: Bericht Gedenkveranstaltung

Foto: Gemeinsame Kranzniederlegung am Mahnmal “Platz der Synagoge“ in Pforzheim: (v.r.) Oberbürgermeister Peter Boch (Stadt Pforzheim), Vorsitzender Rami Suliman (IRG Baden und Jüdische Gemeinde Pforzheim), Landesbischöfin Heike Springhart (Evangelische Kirche Baden) und Rabbiner Moshe Yudelevitz (Jüdische Gemeinde Pforzheim).

 

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Ein klares Zeichen der Anteilnahme, Solidarität und Bestärkung in der Hoffnung auf Frieden haben die Glaubensgemeinschaften im Rat der Religionen Pforzheim, Oberbürgermeister Peter Boch sowie Landtagsabgeordneter Felix Herkens (Grüne) zusammen mit dem Vorsitzenden der IRG Baden Rami Suliman in der Synagoge Pforzheim gesetzt.
Sie alle waren am Schabbat zum gemeinsamen Gebet und Gedankenaustausch zusammengekommen, um einander zuzuhören und ein Signal für Frieden und Dialog zu senden. Geschlossen verurteilen Stadtgesellschaft, Gemeinderat, der baden-württembergische Landtag und alle demokratischen Parteien den von der Hamas verübten Terror sowie jegliche Form von Antisemitismus. Bereits seit Dienstag hat die Stadt Pforzheim als sichtbares Zeichen der Verbundenheit eine Israel-Fahne am Rathaus gehisst und Bürgerinnen und Bürger in einer Online-Petition zu gemeinsamer Solidarität eingeladen. Auch die Glaubensgemeinschaften im Rat der Religionen Pforzheim betonen in ihrer veröffentlichten Erklärung, die Jüdische Gemeinde stehe nicht allein: „Ihre Sorge ist unsere Sorge. Darum sind wir heute hier und stellen uns solidarisch und mitfühlend an die Seite unsere jüdischen Freunde und Freundinnen.“
Rami Suliman, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und der IRG Baden zeigte sich beim Kiddusch betroffen, aber auch verständnisvoll, dass viele Gemeindemitglieder nicht in die Synagoge gekommen waren. Er verwies, wie wichtig jetzt echte Unterstützung und Zusammenhalt sind: „Das heutige Treffen ist tröstlich und bestärkend und zeigt, dass die Stadtgesellschaft hinter der jüdischen Gemeinde steht. Das ist wichtig, denn unsere Gemeindemitglieder sind ängstlich“. Er sprach den Mitgliedern der jüdischen Gemeinden in Baden Mut zu und bestärkte sie, entgegen aller Sorge ihr Leben als Jüdinnen und Juden ohne Angst fortzuführen.

Rat der Religionen Pforzheim: Erklärung
BNN: Bericht
PZ-NEWS+: Bericht

Foto: Uta Volz

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