Kinderrettung im Lager Gurs

Vor 80 Jahren, am 22. und 23. Oktober 1940, wurden über 6.500 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Baden, der Pfalz und dem Saarland mitten aus ihrem Leben gerissen und nach Südfrankreich in das Internierungslager Gurs deportiert. Unter ihnen waren auch 560 Kinder und Jugendliche. Die Lagerzustände waren katastrophal, viele Deportierte erkrankten und starben in den Folgemonaten. Ab 1941 arbeiteten verschiedene religiöse, humanitäre und politische Organisationen zusammen und bildeten eine „Ökumene des Widerstands“, um so viele Kinder und Jugendliche wie möglich aus Gurs und den Nebenlagern herauszuholen. Dem entschlossenen Handeln dieser mutigen Helfer*innen ist es zu verdanken, dass 409 jüdische Kinder und Jugendliche vor den Nazis und dem sicheren Tod gerettet werden konnten. Die übrigen der aus dem Südwesten verschleppten Menschen wurden ab 1942 in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor deportiert und dort meist kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

Unterstützt von der IRG Baden haben Brigitte und Gerhard Brändle über die Rettungsaktionen recherchiert und stellen in ihrer umfassenden Dokumentation „Gerettete und Ihre RetterInnen – Jüdische Kinder im Lager Gurs: Fluchthilfe tut not – eine notwendige Erinnerung“ die Biografien der 560 Kinder und Jugendlichen aus den Städten und Gemeinden Badens, der Pfalz und des Saarlands in den Mittelpunkt. Portraits, Bilder und Dokumente zeigen die Geschichte und die Geschichten der Geretteten. Viele Schicksale konnten erstmals dokumentiert werden. Ergänzt werden diese durch die Biografien ihrer meist unbekannten Retterinnen und Retter, die für die Rettungsaktionen ihre Freiheit und ihr Leben riskierten. Ihr moralisches Handeln wurde zum Leuchtfeuer in düsterer Zeit.

Brigitte und Gerhard Brändle geben ihnen mit dieser Dokumentation Stimme und Gesicht - ein eindrucksvolles Zeugnis von Menschlichkeit und Solidarität über politische und religiöse Grenzen hinweg, das Perspektiven für die Zukunft aufweist.

Herausgeber der 200 Seiten umfassenden Dokumentation über die Rettung der jüdischen Kinder im Lager Gurs ist die IRG Baden.

Brigitte und Gerhard Brändle: Gerettete und ihre RetterInnen

 

Zurück zur Übersicht

Eine Ausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation von über 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland, die am 22. und 23. Oktober 1940 von den Nationalsozialisten in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert wurden und von denen nur wenige die Gräuel der Shoa überlebten. An diese Verbrechen und ihre Nachgeschichte erinnert die Ausstellung. Die 28 Tafeln umfassende Schau ist an zahlreichen Orten zu sehen, vom 9.4. bis. 3.10.2021 auch im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe. Das Stadtarchiv und die Historischen Museen Karlsruhe gestalten zusätzliche Ergänzungen über das Leben von Jüdinnen und Juden in Karlsruhe von den Anfängen bis zur Deportation.

Pandemiebedingt fand die Eröffnung der Ausstellung mit musikalischer Umrahmung am Donnerstag, 8. April 2021 um 19:00 Uhr virtuell statt und wurde per Livestream übertragen. Die Eröffnung kann unter Ausstellung-Eröffnung GURS 1940 auf dem YouTube Kanal der Stadt Karlsruhe eingesehen werden.

Auf die Begrüßung durch den Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup folgten das Grußwort für das Land BW durch Volker Schebesta MdL, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg sowie das Grußwort des Vorsitzenden des Oberrats der IRG Baden, Rami Suliman.

Weitere Informationen zur Ausstellung, zu den Ausstellungsorten und Laufzeiten sowie ergänzende Materialien finden Sie unter www.gurs1940.de.

Bildquelle:
Häftlinge im Internierungslager Gurs (Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 99/001 Bü 304 Nr. 28)

Zurück zur Übersicht

Im gemeinsamen Gruß des Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden und des Landesrabbiner in Baden heißt es:

Das Festjahr 1700jähriger Präsenz des Judentums hierzulande ist Anlass für eine erneuerte Beziehung.

Liebe Freund*innen in den jüdischen und evangelischen Gemeinden in Baden,

1700 Jahre jüdisches Leben in unserem Land – heute lebendiger denn je! Darüber freuen wir uns von Herzen. Ist doch das lebendige Judentum unter uns ein Zeichen, dass G‘ttes Lebenswille für sein Volk ungebrochen ist. Wir sehnen uns nach einer Zeit, da alle Bedrohungen und Beeinträchtigungen jüdischen Lebens in unserer Gesellschaft überwunden sein werden und polizeilicher Schutz für Juden und jüdische Einrichtungen der Vergangenheit angehören. Wir sind noch nicht soweit. Doch beim Sederabend des Pessach-Festes gedenken die jüdischen Gemeindemitglieder und ihre Familien nicht nur der konkreten Erfahrungen von Not und Anfeindungen, sondern auch der Erfahrungen von Freiheit und Offenbarung.

Über die Grenzen von Religion und Konfession hinaus, über die Grenzen von Ländern und Kulturen hinweg, erleben wir in diesen Monaten der Pandemie gemeinsam, wie verletzlich, ausgeliefert und verbunden wir sind. Uns eint die Gewissheit, dass G‘ttes Allgegenwart uns lebensschaffende Kraft spendet und stärker ist als alles, was uns auf dieser Welt fesseln und ängstigen kann.

Als jüdische und christliche Gemeinden gehen wir in diesen Tagen auf wichtige Festtage zu und feiern: Der ewige, lebendige G‘tt schafft Befreiung aus aller Sklaverei. Allen Todesmechanismen dieser Welt setzt G‘tt die neue Wirklichkeit eines befreiten Lebens entgegen. Pessach und Ostern sind für jüdische und christliche Gläubige die wunderbaren Widerworte G‘ttes gegen alle Fesseln dieser Welt. Sie machen uns Mut und rufen uns zu: „Fürchtet euch nicht!“

Im Festjahr des jüdischen Lebens in Deutschland feiern wir unseren Glauben in einem erneuerten Bewusstsein darüber, wie intensiv wir aufeinander bezogen sind. Die Aktion #beziehungsweise versucht die besondere jüdisch-christliche Beziehung über ein ganzes Jahr hinweg durchzubuchstabieren. „Beziehung“ wahrt die Würde des je Eigenen und Unverwechselbaren, doch sucht sie umso energischer die Verbindung.

So grüßen wir unsere Gemeinden zu diesen Feiertagen mit Chag Pessach Sameach und Gesegnete Ostern.
Möge die Liebe und Barmherzigkeit G‘ttes uns und alle Menschen in die Freiheit führen.

Moshe Flomenmann, Landesrabbiner in Baden und Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden

Gemeinsamer Gruß von Landesbischof und Landesrabbiner zu den Feiertagen

Zurück zur Übersicht

„Extremismus, Diskriminierung und Antisemitismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Nährboden finden. Mit der bundesweit ersten Benennung von Polizeirabbiner/innen in der Polizei gehen wir in Baden-Württemberg neue Wege und verdeutlichen gleichzeitig eine ganz klare Haltung: Unsere Polizei steht für Offenheit und Toleranz – und damit fest auf dem Boden der Verfassung“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Unterzeichnung der „Vereinbarung über die Benennung von Polizeirabbiner/innen sowie deren Arbeit in der Polizei des Landes Baden-Württemberg“.

Die Polizeirabbiner/innen werden angehenden Polizeibeamten/innen notwendiges Wissen über das heutige jüdische Leben in Deutschland als selbstverständlichem Bestandteil der heutigen deutschen Gesellschaft vermitteln, zunächst für zwei Jahre. Darüber hinaus werden die Polizeirabbiner/innen allen Beschäftigten der Polizei und deren Angehörigen als Vertrauens- und Ansprechpersonen zur Verfügung stehen.

„Ich freue mich, dass wir die Vereinbarung über die Benennung von Polizeirabbinern mit dem Land Baden-Württemberg unterzeichnen konnten. Baden-Württemberg ist damit einmal mehr das erste Land, das neue Wege geht und damit antisemitische Tendenzen, wo auch immer sie auftreten, zurückdrängt. Ich hoffe, dass unser Land das Vorbild und der Vorreiter sein wird für entsprechende Vereinbarungen in allen Bundesländern“, betonte Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden.

Pressemitteilung - Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration

Zurück zur Übersicht

„Wir wollen das Jubiläum von 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland auch in Baden-Württemberg zum Anlass nehmen, die Geschichte jüdischen Lebens und seine tiefe Verwurzelung im Land zu würdigen. Verschiedene Projekte und Aktionen können dabei die Vielfalt jüdischen Lebens der Gegenwart, dessen Humor und Lebensfreude, ebenso wie die wechselvolle, schmerzhafte Geschichte des Zusammenlebens aufgreifen und vertiefen“, sagte Staatsministerin Theresa Schopper am 9. Dezember 2020 in Stuttgart anlässlich der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung aus Anlass des Festjahres „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“. „Das vielfältige jüdische Leben in Deutschland sollte und wird im Mittelpunkt des Festjahres 2021 stehen. Damit zeigen wir gesellschaftliche Normalität“, bekräftigte auch der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden Rami Suliman.

Pressemitteilung - Staatsministerium Baden-Württemberg

Bild / Staatsministerium Baden-Württemberg:
Staatsministerin Theresa Schopper (vorne, sitzend) unterzeichnet die Kooperationsvereinbarung.
Dahinter stehen (v. l. n. r.): Sylvia Löhrmann (Generalsekretärin des Vereins "321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V."), Andrei Kovacs (Geschäftsführer des Vereins "321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V."), Rami Suliman (Vorsitzender der IRG Baden), Dr. Michael Blume (Beauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus) und Prof. Barbara Traub (Vorsitzende der IRGW).

Zurück zur Übersicht