Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden K.d.ö.R.

 

Alte Synagoge Baden-Baden

Ehemalige Synagoge in Baden-Baden (1899-1938)
Stephanienstraße 5
Architekt: Ludwig Levy
Foto um 1920, Stadtarchiv Baden-Baden

Neue Synagoge Baden-Baden aussen

Der gegenwärtige Betsaal in Baden-Baden (ab 1947)
Werderstraße 2
Ehemaliger Ateliersaal von Joseph von Kopf
Foto: Doro Treut-Amar

Psalmwort auf dem Portal
"Die wir zusammen zum G´tteshaus ziehen
inmitten der Menge"


Zuhause zwischen Alleen, Festspielhaus und den Hängen des Schwarzwalds

Die Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden umfasst derzeit ca. 530 Mitglieder, zu denen auch die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner der Städte Bühl und Rastatt gehören. Der größte Teil davon sind jüdische Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Neben den jüdischen Mitgliedern betreut die jüdische Gemeinde auch etwa 250 nichtjüdische Ehepartner und Kinder. Die Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden bietet soziale, religiöse und kulturelle Gemeindearbeit an, die alle Bedürfnisse der Gemeindemitglieder umschließen. Rabbiner Daniel Naftoli Surovtsev ist für die religiösen Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde zuständig, er leitet die G´ttesdienste, gibt Unterricht (Schiurim) zur Tora und zu anderen heiligen Schriften des Judentums, erteilt Hebräisch-Unterricht für Anfänger und Fortgeschrittene und hält neben dem wöchentlichen Schabbat auch den monatlich stattfindenden Familienschabbat für junge Familien. Abwechslungsreiche und identitätsstiftende Aktivitäten, die das Bewusstsein für jüdische Kultur und Tradition stärken, finden die Kinder und Jugendlichen der Gemeinde im Jugendzentrum „Lehava“ (Flamme); sie nehmen an Machanot (Freizeiten) teil, engagieren sich beim Mitzvah Day und sind mit großem Spaß bei der Jewrovision dabei. Für alle Generationen gibt es vielfältige Angebote zur Geselligkeit (Seniorentreff, Bibliothek, Tischtennis-Gruppe, Kinoclub, Frauenclub, Literaturclub, Damespielclub, Kurs für angewandte Kunst, Deutschkurs, Israelische Tänze, Kunstkurs, Computerkurs, Chor, Kochkurs Jüdische Küche). Das jüdische Gemeindezentrum in Baden-Baden ist zudem ein beliebter Treffpunkt bei gemeindeübergreifenden Projekten.

Geschichte:

Erste Nachweise jüdischen Lebens in Baden-Baden gibt es seit 1609, vorher lebten nur einzelne jüdische Personen im Ort. Seit Ende des 18. Jahrhunderts kamen zahlreicher werdende jüdische Kurgäste, doch erst ab 1862 konnten sich Juden als gleichberechtigte Ortsbürger niederlassen und eine starke Zuwanderung erfolgte. Als der Betsaal im Hotel Baldreit für die am 2. November 1890 gegründete Israelitische Gemeinde Baden-Baden zu klein wurde, entstand nach Plänen des jüdischen Architekten Ludwig Levy (1854–1907), der auch die Synagogen in Pforzheim, Rastatt, Straßburg plante, eine Synagoge in der Stephanienstraße 5. Am 16. August 1899 wurde die neue Synagoge von Bezirksrabbiner Baruch Meyer aus Bühl eingeweiht. Mit dem regen Zuzug vollzog sich eine schnelle Integration der jüdischen Bürger in die Mitte der Baden-Badener Gesellschaft. Bereits ab 1890 waren zahlreiche Gemeindemitglieder als Mitglieder in den wichtigsten lokalen Vereinen vertreten, viele Einzelhandelsgeschäfte der Stadt befanden sich im Besitz jüdischer Geschäftsleute und jüdische Rechtsanwälte und Ärzte praktizierten in der Kurstadt. Um 1900 boten drei Hotels der Kurstadt koschere Küche an.

Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die Diskriminierung der jüdischen Bürger und Kurgäste zumindest nach außen nicht betrieben. Dies änderte sich ab Anfang 1937, als jüdische Kurgäste vom allgemeinen Kurbetrieb ausgeschlossen wurden. Brutal und sehr demütigend gestalteten sich die Exzesse bei den Novemberpogromen 1938. Die in Brand gesteckte Synagoge brannte völlig aus, den Abbruch der Ruinen musste die Gemeinde bezahlen. Am 22. Oktober 1940 wurden mehr als 100 Jüdinnen und Juden in das Internierungslager Gurs deportiert. Ein Teil der 1941 noch im Stadtkreis gezählten jüdischen Personen wurde im Laufe des Jahres 1942 nach Theresienstadt deportiert. Von den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern in Baden-Baden kamen während der Zeit des Nationalsozialismus mindestens 115 Menschen gewaltsam ums Leben, vermutlich liegt ihre Zahl deutlich höher. Nur einige wenige überleben, weil sie in einer „Mischehe“ lebten.

Nach 1945 blieb das Grundstück der Synagoge unbebaut und wurde als Parkplatz des Verlagshauses des Badischen Tagblatt genutzt. Ein Gedenkstein, der an die Synagoge und die Ereignisse erinnert, wurde vor einigen Jahren aufgestellt. Ab 1946 konnte in Baden-Baden wieder eine jüdische Gemeinschaft bestehen, die zusammen mit französischen Militärangehörigen für G´ttesdienste den Betsaal in der Werderstraße (ehemaliges Atelier Kopf) nutzte. 1956 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden wiedergegründet. Nach einer Auflösung der Gemeinde Mitte der 1980er Jahre entstand sie wieder in den 1990er Jahren und wuchs mit dem Zuzug aus den GUS-Staaten stark an. Bislang nutzt die schnell gewachsene Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden als Gemeindezentrum angemietete Räume in der Sophienstraße 2.

In den Jahren 2012/2013 wurde die Gemeinde von einer tiefen Krise erschüttert. Die Buchführungs- und Transparenzregeln wurden nicht in hinreichendem Maße beachtet, so dass starke Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Führung der Gemeinde entstanden, die nicht auszuräumen waren und auch in öffentlichen Publikationen ihren Niederschlag fanden. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden reagierte im Sommer 2013 mit der Einsetzung eines kommissarischen Verwalters für die Gemeinde. Zudem wurde die gesamte Finanz- und Verwaltungsverfassung der Religionsgemeinschaft und ihrer Untergliederungen einer unabhängigen, externen Überprüfung unterzogen, die ergab, dass es nur in der Gemeinde Baden-Baden zu erheblichen Transparenzverstößen gekommen war. Seit 2016 hat die Gemeinde wieder einen eigenständigen Vorstand. Die IRG Baden und der Oberrat stehen der Gemeinde weiterhin in besonderem Maße unterstützend zur Seite.

Heute ist die Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt Baden-Baden nicht wegzudenken. Die Gemeinde ist gut vernetzt mit den Stadtverwaltungen von Baden-Baden, Bühl und Rastatt. Die IRG Baden plant in naher Zukunft den Neubau einer Synagoge mit Gemeindezentrum in Baden-Baden. Somit hätten alle zehn jüdischen Gemeinden der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden wieder eine eigene Synagoge mit Gemeindezentrum.

Vorstand

Yehudit (Astrid) Pöschke, 1. Vorsitzender
Wladimir Baschmet, 2. Vorsitzender
Mikhail Gurewitsch, Beirat
Omelyan Khurtin, Beirat
Valery Maerovich, Beirat

Rabbiner

Daniel Naftoli Surovtsev

Kontakt

Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden K.d.ö.R.
Sophienstraße 2 (Gemeindezentrum)
Werderstraße 2 (Synagoge)
76530 Baden-Baden

Tel Sekretariat +49 7221 70 23 09

buero@ikg-bad-bad.de
www.ikg-bad-bad.de

Facebook: facebook-ikg-bad-bad

Ansprechpartner: Irina Grinberg, Büroleitung und Assistenz des Vorstands
Anschrift Jüdischer Friedhof: Eckbergstraße, 76530 Baden-Baden

Bildnachweis großes Bild oben: Doro Treut-Amar

Wissens- und Sehenswertes zum jüdischen Baden-Baden:

  1. Angelika Schindler: „Der verbrannte Traum“ Jüdische Bürger und Gäste in Baden-Baden. Bühl 1992