Am Dienstag, 27.07.2021 wurde die aktuelle Studie „Problembeschreibung: Antisemitismus in Baden-Württemberg“ vom Bundesverband RIAS, von der „Meldestelle #Antisemitismus“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg, den Israelitischen Religionsgemeinschaften IRGW und IRG Baden und dem Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume, vorgestellt. Die vom Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (RIAS) erstellte Studie umfasst die Auswertung der Befragung jüdischer Gemeinden im Bundesland und analysiert polizeiliche und zivilgesellschaftliche Daten zu antisemitischen Vorfällen und Straftaten in verschiedensten Lebensbereichen von 2014 bis 2018.

Die Polizeistatistik erfasste in diesen Jahren insgesamt 671 antisemitische Straftaten, die meisten davon sind dem rechten Spektrum zugeordnet. Eine Häufung der Vorfälle zeigt sich nun deutlich in den aktuellen Zahlen, wie die seit Ende 2019 aktive "Meldestelle #Antisemitismus" der Jugendstiftung Baden-Württemberg berichtet. So wurden im ersten Halbjahr 2021 bereits 334 antisemitische Vorfälle gemeldet, die Dunkelziffer sei hoch. Besorgt zeigt sich der Beauftragte der Landesregierung gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume über deren Zunahme. Beunruhigend sei die durch die Corona- und Klimakrise befeuerte digitale Radikalisierung von Verschwörungstheorien, die Jüdinnen und Juden als fremde Gruppe verbunden mit Einfluß, Macht und Geld sehe. Diese habe noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Alarmierend sei auch die Radikalisierung des auf Israel bezogenen Antisemitismus. In welchem Ausmaß Jüdinnen und Juden in Baden-Württemberg latenten Antisemitismus erleben, verdeutlicht die Befragung von 20 jüdischen MitbürgerInnen. So trauen sie sich nicht, als jüdisch wahrgenommen zu werden oder Zeichen ihres Glaubens offen zu tragen. Wie Rami Suliman, Vorsitzender der IRG Baden und der Jüdischen Gemeinde Pforzheim bei der Vorstellung sagte, kämen einige Gemeindemitglieder aus Angst nicht mehr zu G´ttesdiensten oder schickten ihre Kinder nicht zum Religionsunterricht. Bedauerlich sei, dass nur wenige der gemeldeten antisemitischen Vorfälle zu Gerichtsverfahren führten. „Wir wissen, wir sind nicht allein. Viele machen viel gegen Antisemitismus. Doch am Ende kommt es zu keinen Verurteilungen. Hier ist die Politik gefordert“, so Rami Suliman. Wichtig sei, die Sensibilisierung gegen Antisemitismus in allen Bildungs- und Sozialmilieus und ein stärkeres Vorgehen gegen antisemitische Übergriffe von Seiten der Justiz.

Die Studie kann eingesehen werden unter https://report-antisemitism.de/findings

Antisemitische Vorfälle melden: Die Jugendstiftung Baden-Württemberg betreibt die Meldestelle „#Antisemitismus“. Sie dokumentiert antisemitische Vorfälle im Land, stellt präventive Angebote zur Verfügung und vermittelt Beratung. Sind bei der Meldestelle eingereichte Vorfälle strafrechtlich relevant, erstattet die Jugendstiftung Anzeige beim Landeskriminalamt. Die meldende Person bleibt dabei anonym. Antisemitische Vorfälle können gemeldet werden unter https://demokratiezentrum-bw.de/meldestelle-antisemitismus

Bild: "Problembeschreibung: Antisemitismus in Baden-Württemberg" Bundesverband RIAS

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